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Wort und Totschlag

Neulich im instagram‘schen Postfach: Auf einen augenzwinkernden Post in meiner Story erhielt ich einen, nennen wir es „leicht belehrenden“ Kommentar, der mich auf die Problematik meiner Sichtweise hinweisen wollte. Soweit okay. Ich bin ein diskussionsfreudiger Mensch und Feedback freut mich. Erst recht, wenn es gedankenvoll ist. Aber? Aber!

Einer von 80 Millionen

Nach nur wenigen Sätzen hin und her begegnete ich einem Argument, das für Pulsbeschleunigung sorgte: „Ja, aber seit Corona haben wir plötzlich 80 Millionen Virologen!“

RRRRRUMMMS. Da war sie wieder. Meine most hated Entgegnung innerhalb einer Debatte. Das Totschlagargument. Es geht mir gar nicht darum, ob und inwiefern ich einem solchen Argument inhaltlich zustimmen würde, könnte, wollte. Was innerhalb eines Austauschs mit Bezug zur aktuellen Pandemiesituation mit diesem Satz zum Ausdruck gebracht werden soll, ist mir ebenfalls völlig klar. Ich bin  bereit mir den Schuh der fehlenden Expertise anzuziehen, weil ich weiß, dass ich sie nicht habe (und in diesem Fall hatte ich sie auch überhaupt nicht ausgewiesen). In dieser konkreten Situation offenbarte das vermeintlich wasserdichte Argument vor allem eins, dass mein Diskussionspartner viele Annahmen über meine Motive in seinem Kopf hatte. Welche davon tatsächlich stimmten, hatte er mit keiner einzigen Nachfrage überprüft. Gemeinhin nennt mensch dies eine Unterstellung.

Totschlagargumenten machen mich deshalb wahlweise wütend oder traurig. Sie haben nur ein einziges Ziel.

And the winner is

Totschlagargumente sind, der Name ist Programm, der Tod jeder offenen Kommunikation. Sie dienen einzig dem Rechthaben und Triumphieren. Sie werden wie Joker (nicht wie ein As! Ein As würde inhaltlich punkten) aus dem Ärmel gezogen und auf den Tisch geknallt. Für mich ist der wesentliche und wichtige Kern jeder Diskussion, jeder Debatte, dass es darum geht einander zu verstehen. Die Sicht der anderen Person mitzuvollziehen. Argumente auszutauschen, um gemeinsam den Denkhorizont zu weiten. Einander verstehen – und hier liegt das große Missverständnis – heißt nicht, dieselbe Meinung zu haben oder plötzlich im Gleichklang zu schwingen. Das genau ist doch das spannende, wenn man sich auf Diskussionen einlässt, die offen geführt sind bzw. mit dem Bewusstsein, dass es viele Blickwinkel gibt. Wir prüfen die wahre Stabilität unserer Meinung oder Haltung, eben genau dadurch, dass wir an ihr rütteln lassen. Sie hinterfragen lassen. Allerdings braucht’s dazu eben auch genau das: Fragen. Kluge Fragen. Neugierige Fragen. Fragen, die sich wirklich dafür interessieren, warum das Gegenüber die Gedanken hat, die es hat.

I’m a loser, Baby, so why don’t you kill me

Bertolt Brecht wird das folgende Zitat zugeschrieben: "Immer doch schreibt der Sieger die Geschichte des Besiegten; dem Erschlagenen entstellt der Schläger die Züge, aus der Welt geht der Schwächere und zurück bleibt die Lüge."

Das enthält viel Wahrheit auch in Bezug auf unser heutiges Kommunikationsverhalten (denn von Kommunikationskultur möchte ich schon gar nicht sprechen). Wir wollen Sieger sein, triumphieren, wir treten in einen Zweikampf mit Worten. Es geht nicht ums Begreifen, ums Verstehen oder Erfragen; nicht um andere Horizonte oder tieferes Erkennen. Es geht darum, Recht zu haben.

Das ist nicht erst seit Corona der Fall. Ob Flüchtlingsdebatte oder Klimadiskussion, ob Ernährungsideologie oder Beziehungsgespräch – sprachlich sind wir ohne Wimpernzucken Totschläger. Totschläger aus Angst, der Blick über den Tellerrand zur Gegenposition könnte die eigene Wahrheit als antastbar entlarven.

More than words

Nicht erst seit heute halte ich Austausch, Diskurs und Diskussion für elementar, ob nun privat oder gesellschaftlich. Wir können nun einmal weder in die Köpfe noch in die Herzen anderer Menschen blicken. Was also liegt näher als Fragen zu stellen? Sich zu interessieren? Hinzuhören? All das nimmt nichts, aber auch gar nichts von meinem Standpunkt oder meiner Meinung weg. Im Gegenteil, es ermöglicht mir, wirklich Bezug auf die Position des Anderen nehmen zu können. Wirklich überzeugen zu können. Oder natürlich echte Wissens- oder Erkenntnisschwächen im eigenen Gedankenkonstrukt zu erkennen. Und ja, wenn es mir richtig erscheint, dann ändere ich meine Meinung. Und ja, wenn ich erkenne, meine Haltung und meine Meinung sind 100% stimmig, dann bleibe ich dabei, weil ich die Position des anderen so genau verstanden und gesehen habe.

Willst du gewinnen oder gewahr werden? An dieser simplen Frage hängt manchmal nur die Harmonie eines Instagram-Chats, und manchmal das gesellschaftliche Leben eines ganzen Landes.

Foto: Melanie Grande - WDR Kölner Treff

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© 2024 Janis McDavid