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Wenn keiner eine Reise tut…
Lockdown, Reisebeschränkungen, begrenzter Radius; die veränderten Lebensbedingungen der letzten Monate hatten und haben Auswirkungen auf eine meiner größten Leidenschaften: das Reisen. Grund genug, mich damit auseinanderzusetzen, warum ich es als Lebensquell empfinde, wenn ich reise – und welche Schlüsse ich für mich aus der Gegenwart gezogen habe.
01 | Lebensvielfalt
Möglich, dass mein sehr früh ausgeprägter Wunsch in andere Wohnzimmer zu gucken, mit meiner Reiselust unter einer Decke steckt. Ich wollte schon immer wissen, wie andere Menschen leben. Was es außerhalb der eigenen vier Wände gibt. Und damit auch außerhalb der eignen vier Hirn-Wände. Wie funktioniert das Leben anderswo? Unter anderen Bedingungen, mit anderen Werten, an anderen Orten? Meine Neugier diesbezüglich ist ein Dauerbrenner, unstillbar und wissensdurstig. Auf den Reisen der letzten Jahre waren die Erkenntnisgewinne in diesem Punkt ungeheuer große Geschenke. Lebensvielfalt zu entdecken, vor allem selbst zu erleben. Einzutauchen in komplett andersartige Welten.
Für mich liegt hier die Wiege, dass wir uns im Kleinen wie im Großen besser verstehen. Respektvoller wahrnehmen, weil wir sehen: es gibt nicht bloß unsere Wahrheit, unser Modell. Es gibt so viel mehr da draußen.
02 | Kreativitätsbooster
Der Blick über den Tellerrand ist einer meiner persönlichen Favoriten, wenn es um frische Kreativität und unkonventionelle Lösungen geht. Wahre Innovation wächst, wo wir wirklich mal um die Ecke denken. Wirklich neu denken. Mir gelingt das unter den Eindrücken anderer Kulturen und Länder viel leichter, weil es mich inspiriert zu sehen, was und wie Menschen woanders leben. Und natürlich wird auch umgekehrt ein Schuh draus, nämlich festzustellen, wie grün das Gras auf der eignen Seite des Zauns doch ist; wofür wir durchaus blind werden können, wenn wir es täglich vor Augen haben.
03 | Wartezeitenwunder
Viele meckern darüber und auch für mich als Ungeduld in Person sind sie stets eine Prüfung: die Wartephasen des Reisens. Am Flughafen, am Bahnhof, vor Grenzen und Übergängen oder vor der Fährüberfahrt. Diese aus Zeit entstehenden Räume, Zwischenräume im wahrsten Wortsinn, entschleunigen mich aber auch und regeln meinen inneren Speedy Gonzales runter – denn anders als im Alltag, wo ich Warten oft als nervtötende Zeitfresserei empfinde, weiß ich hier, dass der Zwischenraum Teil des Reisens ist. Geschenkte Zeit. Zeit, in der mir unglaublich oft die besten Ideen kommen, weil sich das Hirn vorbehaltlos in den Leerlaufbetrieb schaltet. Mal nix muss und nix will und nix fokussiert. Weil der Blick ins Nichts geht, allenfalls durch milchige Scheiben gen Rollfeld. Ideen brauchen solche Leerläufe. Reisen gibt sie mir einfach.
04 | Hier und Jetzt
Auf Reisen fällt es mir besonders leicht ins Hier und Jetzt zu kommen. Komplett abzutauchen. Ich weiß gar nicht, ob ich dann aus Raum und Zeit hinausfalle oder besonders tief hinein. Jedenfalls tritt alles, was mich daheim an Geschäftigkeit ablenken könnte wie auf Knopfdruck in den Hintergrund. Wirklich im Moment zu sein – immer ein großartiges Erlebnis, immer ein Geschenk. Und ja, klar ist das eine Lebenshaltung, die auch für den Alltag erstrebenswert ist. Nichtsdestotrotz genieße ich, dass es mir beim Reisen in den Schoß fällt. Ohne Anstrengung.
05 | Adrenalinfaktor
Reisen sind für mich Wagnis und Abenteuer. Einerseits, weil ich durchaus bekloppte und waghalsige Trips liebe, suche und mache; andererseits, weil das in der Besonderheit meines Körpers liegt. Denn natürlich brauche ich für den einen oder anderen Weg oder bestimmte Ziele sehr eigene Voraussetzungen. Als eher umtriebiges Naturell, das es liebt in Bewegung zu sein, zu forschen und zu entdecken, ist Reisen für mich also der perfekte Adrenalinstimulator. Und damit Entwicklungsmotor. Da ist Thrill, kribbelnde Freude, Aufregung und die Lust am Unbekannten. Nirgends werde ich immer wieder so eindringlich und konsequent an den berüchtigten Komfortzonenrand und darüber hinaus gebracht. Reisen dehnt mich aus, macht mich gelassener; es weitet die Pupillen und den Geist und das Herz. Wer wagt, entwickelt sich weiter. Bester Cocktail ever.
Und in Zukunft?
Mir haben die letzten Monate krass gezeigt, welchen immensen Stellenwert das Reisen in meinem Leben hat. Mir ist bewusst geworden, wie schmerzlich ich den dauerhaften Verzicht fände. Gleichzeitig brachte die Beschäftigung mit all dem auch hervor, welche Werte sich für mich ans Reisen knüpfen. Dass Reisen, wie alles was wir tun, nicht dazu dienen darf, sich abzulenken, wegzuzoomen oder Pommes rot/weiß überall auf dem Planeten futtern zu wollen. Blicken wir lieber darauf, von welcher Qualität in Zukunft unsere Reisen sein werden. Warum wir reisen. Lässt es uns wachsen? Macht es uns weiter und wacher? Vertieft es unser Weltempfinden? Öffnet es den Blick? Oder saugen und laugen wir Land und Leute aus. Wechseln nur eine Kulisse. Welche Sehnsucht treibt uns? Und wo finden wir unsere Antworten darauf?
Wenn ich nie mehr reisen dürfte, wäre es klar eine Herausforderung herauszufinden, wo und wie ich die Werte, die ich oben beschrieben habe, für mich leben umsetzen könnte. Und ja, dass ich mit der Lieblingsfrage „Wie geht es auch anders?“ mein bestes Leben weiter leben würde, dessen bin ich sicher. Ich bin dankbar für die Bremse. Die Denkanstöße.
Meine Hoffnung ruht darauf, dass wir uns wieder aufeinander zu und miteinander werden bewegen dürfen. Mit allen Sinnen und vor allem: Sinnhaftigkeit.
Wie sieht für dich das Reisen der Zukunft aus? Ich bin gespannt!