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Von Postings, Posen und Possen: social media reality bites
Eine meiner erfolgreichsten Instagram-Stories 2019 war das Bild einer Pizza. Die meistgeklicktesten Blog-Beiträge jene, in denen das Wort „Sex“ vorkommt. Social Media, so heißt es gerne, sei oberflächlich. Eine harsche Kritik, wie ich finde, wo es doch so offensichtlich so tief geht – nämlich direkt ins Resthirn.
Scrollen, klicken, nixblicken?
Ja, okay, das klingt ein wenig böse. Gleichzeitig wissen wir alle, aus eigener Erfahrung und inzwischen natürlich aus unzähligen Studien, wie trieb- und reflexgesteuert wir Menschen in vielerlei Hinsicht sind. So gesehen hat ein ausgeprägt visueller Kanal wie Instagram wirklich leichtes Spiel mit unserem Stamm- und Zwischenhirn. Bilder wirken einfach. Punkt. Dieses Wissen macht die Klickzahlen meines Pizza-Postings zwar irgendwie verständlicher, straft aber gleichzeitig alle Lügen, die lang und breit in „Erfolgsseminaren“ über wichtigen Content schwadronieren und nicht müde werden zu erzählen, nur echter Mehrwert zöge Klicks nach sich. Nee, Leute, nee, es ist der Nährwert, das weiß ich jetzt.
Kinder, Katzen, Küsse
Die Werbung macht es seit Jahrzehnten vor: willst du was verkaufen, stell eine Verbindung zu den Themen Familie, Tiere oder Sex her. Mensch fährt drauf ab, ob er will oder nicht. Es kitzelt im Rückenmark. So gesehen erscheint mir meine Überlegung, mir für mehr Aufmerksamkeit eine Pizza ins Gesicht tätowieren zu lassen, total naheliegend. Wen interessieren Inhalte, wenn er geschmolzenen Mozzarella liken kann? Eben. Ich nehme mich da selbst gar nicht aus. Jedes Wassermelonenbild wird mich schneller erreichen, als ein Meme mit binomischen Formeln. Warum also mach ich mir trotzdem einen Kopp um Content?
Authentisch, praktisch, gut.
Weil, und hier kann ich und will ich nur ganz für mich sprechen, es mir um echte Botschaften geht. Echt auch im Sinne von Authentizität. Wenn ihr Janis folgt auf Insta, dann folgt ihr tatsächlich Janis. Dem Mensch, dem Speaker, dem Weltenbummler. Weil mir am Herzen liegt mich mit Menschen zu vernetzen, ihnen Mut und Inspiration mit auf den Weg zu geben. Weil ich mich freue, Köpfe und Herzen zu erreichen, in Verbindung zu treten, in Austausch zu kommen, Gedanken zu bewegen und neue Ideen zu teilen oder selbst kennenzulernen. Die Schnelllebigkeit des Mediums ist mir klar. Sie gibt uns trotzdem den Blick frei und ist Türöffner für jeden, der sich mit einer Person und ihrem Thema näher befassen will. Natürlich finden sich vertiefende Inhalte meist woanders (Homepage, Blog, Bücher, e-Books), doch das ist bequemerweise oft nur ein bis zwei Klicks weit entfernt.
Da schau her!
Wirklich böse, also so richtig mit Stirnrunzeln, Wesensveränderung und akuter Schimpfwortitis, werde ich allerdings, wenn Menschen, die via Social Media in professionellen oder beruflichen Kontakt mit mir treten möchten, und sich offensichtlich Nullkommanull mit der Person, die sie da ungefragt anspammen (sie selbst halten das ja für anschreiben) befasst haben. Meine persönlichen Highlights hirnbefreiter Breitstreu-Akquise waren die folgenden Angebote:
- „Lass dich von uns zum professionellen Speaker ausbilden.“
- „Ich würde Dich gerne in meinem Podcast haben, denn ich möchte Menschen eine Bühne geben, die keine große Aufmerksamkeit bekommen!“
- „Ich kann Dir helfen, ein positives Mindset zu bekommen!“
Ja, hey, weil Kopf hängen lassen und Schweigen echt meine Kernkompetenzen sind und ich vor allem eins nicht hab: Bühne oder Publikum oder ein bestes Leben. Ohne Beine muss mensch wirklich froh sein, überhaupt vor die Tür zu kommen (ach ja…dazu gab‘s auch ein Angebot. Mir zu helfen, dass ich mal raus komme …)
Da lob ich mir doch jeden, der mir einfach eine Pizza schickt- die hat wenigstens Nährwe…pardon, Mehrwert.
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Was mich jenseits allen Sarkasmus‘ wirklich interessiert: Wo und wie vertiefst du ganz persönlich die Themen und Inhalte, die dich interessieren und die dich auf Insta & Co. visuell anspringen. Bücher? Podcast? Google? Welche Persönlichkeiten folgst du und was ist deine Motivation dabei?
Let’s talk about …